Erste Wurmfarm und ein paar Probleme/Fragen

Gibt es Probleme in der Wurmfarm? Möchtest Du Deine Can-o-Worms verbessern oder Dein Wurm Cafe säubern? Hier gibt es Tips und Fragen auf häufige Antworten!
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Peter_86
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Re: Erste Wurmfarm und ein paar Probleme/Fragen

Beitrag von Peter_86 »

Zitat von Gex909:
„kann ich irgendwie keine Nachkommen ausmachen“
Frisch geschlüpfte Würme sind relativ klein, da musst du evtl. mit der Lupe suchen.
Schau mal das Substrat genau durch, kannst du Wurmkokons finden? Diese sind (je nach Spezies) etwa 2-5 mm lang, ca. 2 mm breit, und länglich-oval bis zitronen- o. eiförmig, und habe eine gelblich bis braune Färbung.
Das man nach 2 Monaten noch keine (deutliche) Steigerung der Wurmpopulation sieht, muss nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen sein: Bei niedrigen Temperaturen vermehren sich die Würmer langsamer, z. B. wenn die Wurmfarm in einem kühlen Raum (z. B. Keller) steht. Wenn die Temperatur im Bereich von etwa 10°C bis knapp über 0°C liegt, kriechen die Würmer eher in tiefere Schichten und legen eine Art Winterruhe ein.

Zitat von Gex909:
„Nach den zwei Monaten ist jetzt der ganze Boden mit Erde bedeckt, allerdings nur 1-3 cm hoch. Das ist viel zu wenig oder?“
Um die Schicht aufzufüllen, und damit den Lebensraum der Würmer zu vergrößern, sollest du halb zersetzten Kompost zugeben. Dieser enthält viele nützliche Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) und Bodentiere (z. B. Milben, Asseln, Springschwänze), die die Zersetzung in der Wurmfarm beschleunigen (Zerkleinerung und An-/Vorverdauung der Abfälle), und so für ein „wurmfreundlicheres“ Milieu sorgen. Kompstwürmer haben keine Mundwerkezuge u. können daher nur sehr kleinteiliges u./o. matschiges Material fressen. Viele andere Tiergruppen haben Mundwerkzeuge (z. B. Asseln, Tausendfüßer, Springschwänze, Insekten), sie kauen u. verdauen sozusagen das Futter für die Würme vor. Pilzmycelien, Bakterien u. noch nicht / unvollständig verdaute Stoffe in Ausscheidungen (z. B. befinden sich im Kot von Hornmilben ca. 75 % unverdaute Anteile) werden von den Kompostwürmern gefressen.
Um Volumen aufzufüllen, kannst du zusätzlich Strukturmaterialien verwenden, z. B. Laub, Stroh, unverholzte Stängel, Kokosfaser.

Falls auch in den folgenden Monaten keine Steigerung der Wurmanzahl auftritt, dann überprüfe bitte folgende Faktoren:
  • - Ist das Substrat locker und luftig, oder ist es eher matschig und stinkt?
    Wenn es faulig riecht: Fäulnis-Herde entfernen. Bei muffigem Geruch: Substrat auflockern, dabei saugfähige Materialien (z. B. Pappe-Streifen) untermischen.
    - Ist der pH-Wert des Substrats noch OK (sollte bei 7 – minimal 5 liegen)? Falls der pH-Wert näher an 5 liegt, muss mehr Kalk gegeben werden.
    - Feuchtigkeit (längere Trockenheit oder Fäulnis wegen zu viel Nässe verringern die Anzahl der Würmer)
    - abwechslungsreiches Futter, enthält min. 25 - 30 % kohlenstoffreiche Strukturmaterialien (z. B. Papier/Pappe ungebleicht u. unbedruckt o. nur schwarz; unverholzte Stängel, Stroh, Laub)
    - erhalten die Würmer genügend Kalk und Mineralstoffe (letztere z. B. in Form von Mineral Mix, Urgesteinsmehl)?
    - wurde etwas zugegeben o. gefüttert, was die Würmer nicht mögen, z. B.: normale Blumenerde (ist zu salzig, meist hohe NPK-Mineraldüngung), (sehr) saure Walderde (lässt pH absinken), Mist von Tieren die vor Kurzem frisch entwurmt wurden, Knoblauch, Wermut, Rainfarn, sehr salzige o. scharfe (z. B. Chili) Essensreste, Zitrusfrüchte, sehr saure Abfälle in großen Mengen ohne Kalk-Zugabe (z. B. Kiwi, Sauerkraut u. a. Eingelegtes, Rhabarber)
    farbig bedrucktes Papier (besonders Hochglanz-Prospekte)
    - kommt genügend Sauerstoff in alle Schichten? (Luftlöcher müssen offen sein. Keine mehrlagigen Zeitungsseiten im Ganzen auflegen, da kommt im nassen Zustand kaum noch Luft durch.)
Zitat von Gex909:
„Außerdem füttere ich alte Blätter von meinen Zimmerpflanzen mal bei, wenn diese vertrocknet und abgefallen sind oder sind diese zu trocken?“
Nein, das ist nicht zu trocken. In der Natur liegt ja auch trockenes Laub auf dem Waldboden. In der Wurmfarm wird auch trockenes Laub mit der Zeit wieder feucht und wird dann zersetzt. Dickere u./o. härtere Blätter kannst du evtl. vorher in kleinere Stückchen reißen / zerschneiden, dann zersetzen sie sich besser.
Falls du die Zimmerpflanzen vorher mit Pestiziden besprüht hast (egal ob synthetische o. „natürliche“ Mittel), lies mal das Datenblatt des Mittels, ob dieses schädliche Wirkungen auf Regenwürmer oder andere Bodenorganismen hat. Viele Fungizide (Mittel, die gegen Pilze wirken) enthalten Kupfer, dieses reichert sich im Substrat / Boden an und wirkt in höheren Dosen toxisch auf Regenwürmer.
Im Zweifelsfall besprühte Blätter lieber nicht füttern.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
Gex909
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Re: Erste Wurmfarm und ein paar Probleme/Fragen

Beitrag von Gex909 »

Hallo Peter_86

vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Ich habe jetzt über die Zeit viele Beobachtungen und kleine Änderungen gemacht.

Ich habe eine zweite Wurmfarm aufgebaut mit dem Maßen 30*20 als Grundfläche.
Dann habe ich 1000 Kompostwürmer bei Wurmwelten bestellt, die ersten waren ja nur 500. Von den Tausen habe ich gut 2 Knäule Würmer in die kleiner Box gesetzt. Nach einem Monat Betrieb geht es da richtig zur Sache. Kann auch daran liegen, dass der Deckel die Luftfeuchtigkeit besser hält und es da angenehm feucht ist. Der ganze Boden war mit Eierkartons ausgelegt und diese sind mitterweile weg. Dann eine Bahnenschale und eine Avocado. Alles weg. Die kleinen Arbeiten wie Maschinen und ich habe auch die ersten Eier gesehen.

Bei der großen Box sind ja jetzt auch nochmal die restlichen Würmer dazugekommen. Ich weiß nicht ob es an der Anzahl oder der Wurmqualität hängt, aber die kleinen Mähen alles weg. Habe aber vor dem einsetzen der neuen Würmer Nachwuchs gefunden.

Also scheint es erstmal zu laufen! Und es gibt nichts schöneres, wenn man Wasser sprücht und sich plötzlich die ganze Erde bewegt.

Ich habe sogar dieses Wochenende richtig unmengen Würmer im Gartenbeet gefunden. Sonst waren es vllt mal 10 an einem Tag beim harken. Jetzt hatte ich richtige Wurmknäule in der Harke. Tat mir ober leid sie stören zu müssen. Kann das erhöhte aufkommen an der Gründüngung gelegen haben?

Nach meinem Bericht wollte ich eigenlich meine Frage stellen. Ich habe ganz viele Zitronenblätter, kann ich dieses auch verarbeiten lassen? Citrusfrüchte sollte man meiden aber Blätter?

Gruß
Gex
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Peter_86
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Re: Erste Wurmfarm und ein paar Probleme/Fragen

Beitrag von Peter_86 »

Zitat von Gex909:
„Aber leider kann ich irgendwie keine Nachkommen ausmachen oder eine Steigerung der Wurmpopulation allgemein“
Nach 2 Monaten ist das normal, es dauert eine ganze Weile, bis die Wurmpopulation sichtbar steigt. Die Vermehrungsrate hängt vor allem von der Temperatur ab (20 – 25 °C sind ideal). Außerdem sollte das Substrat nicht zu trocken u. nicht zu nass sein (Fäulnisgefahr), der pH-Wert sollte bei 7 -5 liegen.
Kannst du Wurmkokons im Substrat finden?
Um sich zu vermehren benötigend die Würmer regelmäßige Gaben an Kalk und Mineralstoffen. Letztere befinden sich z. B. in den "Mineral Mix"-Pellets, in basischem Urgesteinsmehl (z. B. Diabas-Mehl) u. in mineralischer Erde aus dem Garten (vorher pH-Wert messen). Auch manche Pflanzen enthalten einiges an Mineralstoffen, z. B. enthält Schachtelhalm viel Silizium und Petersilie viel Eisen.

Zitat von Gex909:
„Wenn ich die Kokosmatte hochhebe ist sie mit dem Substrat drunter vermischt. Ist das Normal?“
Ja, die Matte wird mit der Zeit zersetzt. Mit der Zeit werden Fasern locker und vermischen sich durch die Tätigkeit der Würmern u. der anderen Tiere mit dem Substrat. Irgendwann entstehen (kleine) Löcher u. Risse. Dort zwängen sich Würmer hindurch und bringen Substrat mit nach oben u. lose Fasern nach unten.

Zitat von Gex909:
„dass ich nur die Erde von der Wurmlieferung beigefügt habe. Nach den zwei Monaten ist jetzt der ganze Boden mit Erde bedeckt, allerdings nur 1-3 cm hoch.“
Nur ein paar cm Erde unten ist normal, nach 2 Monaten haben die Würmer noch nicht so viel Humus produziert. Du kannst das Substrat auffüllen z. B. mit einigen Handvoll halb zersetztem Kompost aus dem Garten. Dann haben die Würmer mehr Lebensraum und werden sich schneller vermehren. Und Kompost enthält viele gute Mikroorganismen, welche die Zersetzung in der Wurmfarm beschleunigen, so dass frisches Futter schneller für die Würmer zur Verfügung steht.

Zitat von Gex909:
„füttere ich alte Blätter von meinen Zimmerpflanzen …, wenn diese vertrocknet und abgefallen sind oder sind diese zu trocken?“
Trockene Blätter sind okay. Solange es in der Farm feucht genug ist, werden diese wieder angefeuchtet u. zersetzt (in der Natur liegt ja auch trockenes Laub rum, welches mit der Zeit zersetzt wird). Wenn die Blätter nach einer Weile in der Wurmfarm zu trocken sind, kannst du sie ja mit der Sprühflasche anfeuchten. Gröbere, dickere u. sehr große Blätter kannst du evtl. vorher zerreißen / zerschneiden, damit sie sich schneller zersetzen. Auch Asseln, (Horn-)Milben, Springschwänze (z. B. aus dem Kompost) fressen gerne Laub.
Was ich NICHT in die Farm geben würde, sind Blätter, die mit Pestiziden, Farbe o. Blattglanzspray besprüht wurden. Das Gleiche gilt für gekaufte Blumensträuße und für Teile von Pflanzen, die relativ frisch irgendwo gekauft wurden, da man meist nicht genau weiß, womit die behandelt wurden (außer es kommt z. B. aus biologischem Anbau).
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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