Kolinahru hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 10:22
ich halte wie Eberhard die Wurmfarm für ne tolle Endlagerstätte.
Das sehe ich auch ähnlich.
Eberhard hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 15:13
ich halte wie Eberhard die Wurmfarm für ne tolle Endlagerstätte
Bitte mir nichts unterstellen. Wurmfarm = Endlagerstätte? So ganz ohne Überlauf?
Nein nein, der "Überlauf" stellt sich ganz automatisch ein.
Wir wissen ja, dass es Bakterien gibt, die Kunststoffe fressen. Ich weiß es zum Beispiel von Denitrifikanten, die für den Nitratabbau eine Kohlenstoffquelle benötigen. Das lese ich auf der relativ
interessanten Seite über den Wodkafilter. Für unser Anliegen ist vor allem die Seite über die Kohlenstoffquellen interessant, die ich verlinkt habe. Der Aquarianer verwendet eine flüssige, leicht regelbare Kohlenstoffquelle. Uns interessieren
Wasserunlösliche Kohlenstoffquellen, die in dieser Anleitung genannt werden. In unserem Falle wird es sich nicht um Kunststoffbälle handeln, sondern um viel kleinere Bälle, die wir "Mikroplastik" nennen.
Überall dort, wo unter der Erde Sauerstoff knapp wird, könnte es zu Denitrifikation kommen. Die fehlende Regelbarkeit ist für unser Anliegen kein Nachteil. Je mehr Leben, desto gut.
Nebenbei und themenfremd bemerkt: Die chemischen Reaktionen, die Lars hier beschreibt, sind für jeden, der sich für Abbau von organischem Material, Nitrat, Gülle usw. interessiert, absolut interessant, denn auf wissenschaftlicher Basis.
Blub hat geschrieben: So 10. Jan 2021, 20:31
Wie ich dir nun anhand von Beispielen zeigte, ist eine 'Furcht vor diesen kleinen Partikeln nicht unbegründet. Sie waren vorher nicht in der Natur, und wenn sie plötzlich in solchen Massen eingebracht werden, ist damit zu rechnen, dass sie irgendwo irgendwas durcheinander bringen. Die genannten Beispiele sollten schon genügen, jedwedes Plastik zu vermeiden.
Wenn solche Partikel in Massen vorkommen, wird es den entsprechenden Bakterien gut gehen und sie werden sich stärker vermehren. Und weil die sich so schnell vermehren, ist auch mit Mutationen zu rechnen. Und
eventuell bilden sich bereits in den kommenden Jahrzehnten neue Arten heraus, die die heute entstehende ökologische Nische um die Mikroplastikpartikel besetzen werden.
Inzwischen habe ich auch dazu gelernt, dass sich Mehlwürmer von Styropor ernähren können. Erst hielt ich es für einen Scherz, doch
ich habe das selbst ausprobiert. Die fressen
und verwerten das Zeug! Im Verdauungstrakt sind demnach irgendwelche Bakterien, die Styropor abbauen können.
Theoretisch könnte man solche Bakterien großtechnisch kultivieren und damit Styropor entsorgen. Praktisch geht das billiger und nützlicher in der Müllverbrennung. Aber Styropor im Boden dürfte keinesfalls das ewige Leben haben. Ausprobieren werde ich es nicht.
Wir brauchen für den Abbau nicht zwischen Makro- und Mikroplastik unterscheiden. Die beteiligten Mikroben können ohnehin nicht von einem bis zum anderen Ende von einem weggeworfenem Plastikbesteck sehen. Wir wissen, der Abbau geschieht sehr sehr langsam. Auf der Oberfläche des Plastikteiles wird sich ein Biofilm bilden. Und dieser Biofilm wird irgendwann auch die Plastik fressenden Bakterien enthalten. Die werden in jedem Jahr eine Schicht von einem Mikrometer Dicke fressen. (Den Wert habe ich mir gerade ausgedacht, der könnte abweichen.) Schneller wird das nicht gehen.
Vergraben wir einen Plastiklöffel, der aus 1mm starkem Plastik besteht, dann wird das Ding in 500 Jahren abgebaut sein. Das ist auch der Grund, weshalb ich darauf verzichte, Plastikbesteck im Boden zu entsorgen.
Gelangt ein Partikel Mikroplastik mit 10µm Durchmesser unbeabsichtigt, unbemerkt in den Boden, so wird dieser innerhalb von 5 Jahren nicht mehr da sein.
Die Zersetzung geschieht umso besser, je mehr Oberfläche für die Bildung des Biofilmes zur Verfügung steht. Und dieser Wert ist bei Makroplastik ungünstig, bei Mikroplastik allerdings hervorragend! Und das ist ein weiterer Grund, weshalb ich vor Mikroplastik im Boden keine Furcht habe.
Natürlich muss der Abbau nicht in der Wurmfarm passieren. Der Wurmhumus kann aus meiner Sicht problemlos verwendet werden. Das Mikroplastik, von dem wir hier sprechen, ist inert, also auch nicht wasserlöslich. Kolinahru wird uns mal bitte erzählen, ob diese Partikel da in der Lage sind, durch die Epidermis der Wurzelhaare zu diffundieren, unter Umständen geordnet nach verschiedenen Arten des Kunststoffes.
Wenn die Partikel nicht von den Pflanzen aufgenommen werden können, ist ja alles paletti. Dann ist es ja nicht schlimm, wenn einzelne Partikel ein paar Jahrzehnte unter den Tomaten auf ihre endgültige Zersetzung warten. Solange sie da unten sind, binden sie Kohlenstoff, vermeiden CO²-Ausstoß und belasten das Klima noch nicht. Und das ist ein weiterer Grund, weshalb ich vor Mikroplastik im Boden keine Furcht habe.
Eberhard hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 15:13
Allem sollte man die eigentlich bekannte Erfahrung voran setzen: Wenn man weniger Müll erzeugt, muss man weniger Müll "entsorgen".
Damit an dieser Stelle keine Missverständnisse entstehen: Wir sind weit davon entfernt, die Wurmfarm als Entsorgungsreaktor für Plastik betreiben zu wollen. Ich persönlich poole jedes Plastiketikett von Obstschalen oder Brotresten ab, bevor das Zeug in die Farm wandert.
In diesem Thema geht es vor allem um die Frage, ob unbeabsichtigt eingebrachte Mikropartikel spürbaren Schaden anrichten können, nicht um neue Entsorgungsmöglichkeiten.
Kolinahru hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 20:55
Was denken SIE denn wie wir in dieses Schlamassel mit den Vermüllten Ozeanen gekommen sind?
Weil es in vielen Teilen der Welt keine ordentliche Müllentsorgung und -verbrennung gibt. Dort ist eben die Entsorgung noch über die Flüsse üblich.
https://www.boell.de/de/2017/10/19/guan ... auf-anfang
Deutschland sollte da ein wesentlich reineres Gewissen haben, auch wenn ein Großteil von diesem Zeug ballenweise nach Asien exportiert wird. Einfach mal in Hamburg, Bremen oder Emmerich die Flüsse anschauen, wie viel Plastikzeug da in den Flüssen herum schwimmt! Das ist kein Vergleich zur Vorzeigestadt Rio und erst recht nicht zu anderen kleinen und unbedeutenden Flüssen.
Pfiffikus,
der es als unsere Hauptaufgabe ansieht, diese Staaten auf politischem Wege zu einer ordentlichen Müllbehandlung zu bewegen