Hallo Flomax und Kiko,
sehr interessant, was ihr da schreibt. Ihr habt recht, dass die Betrachtung auf die Menge bezogen auch ein Aussage liefert.
Ich selbst bin erst vor kurzem zur Wurmzucht gekommen. Hauptsächlich weil ich zum Angeln mich selbst versorgen wollte und begeistere mich seither täglich mehr für die Würmer.
Mein Wurmhaus-Konstruktion ist recht einfach:
-Zwei Mörteleimer inneinander
-Innere mit Löchern unten
-Oben eine Styroporplatte mit einem Loch und Fliegengitter davor.
Da ich keinen Garten habe, steht das Ganze im Keller bei konstanten 20 Grad. Als Wurm züchte ich Dendrobaena veneta. Hatte mit etwa 60 Tieren angefangen bei ca. 40 Liter Erde und jetzt ist richtig viel los im Eimer.
Ich habe gerade gelesen, dass die Anzahl der Tiere pro Volumen auch einen Einfluss auf deren Wachstum haben. Je höher die Dichte, desto langsamer das Wachstum und desto später und niedriger die Reproduktion. Der Autor vermutet eine strategische Anpassung, da höhere Wurmdichte immer auch Nahrungskonkurrenz bedeutet. Fressen alle langsamer, dann reicht die Nahrung auch länger. Klingt irgendwie einleuchtend.
Heißt, will ich hohen Wachstum und Reproduktion, dann sollte die Wurmdichte nicht zu hoch sein. Wieder ein Faktor mehr. Richtig interessant die kleinen Tierchen.
["Using process-based modelling to analyse earthworm life cycles". T.Jager et al. S.5]
>> http://www.bio.vu.nl/thb/research/bib/JageRein2006.pdf
Übrigends, wann merkt ihr, dass das Futter ausgeht? Fangen die Würmer dann vermehrt an zu wandern?
Gruß
MyAvni
Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
- Flomax
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Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
@myavni
Es freut* mich zu lesen, daß Dich die Würmer immer mehr interessieren! Aber ansatzweise war das schon aus Deinem ersten Beitrag zu erlesen! :-)
Super interessanter Link. Den werde ich mir heute Abend mal in aller Ruhe zu Gemüte führen.
Deine Frage, wie man merkt daß nicht mehr genug "Futter" in der Wurmfarm ist, ist nicht so leicht zu beantworten. Man merkt es eben nicht eindeutig!Die Würmer verhalten sich, zumindest bei mir, nicht anders.
Ich persönlich beobachte die Oberfläche wie sie sich vom Fütterungstag an nach und nach verändert. Als Indikator gebe ich auf das Hauptfutter immer noch Salat-, Kohl oder sonstige Gemüseblätter. Nicht am Stück, aber auch nicht so klein. Anhand des Verrottungsgrades dieser "Indikatorblätter" und anhand des durchwühlten Grundfutters entscheide ich über eine Futterzufuhr. Ich füttere als Grundfutter 1/3 Gemüseabfälle aus dem Vorsammeleimer, 1/3 Kaffesatz und 1/3 heissgerotteter Kaninchenmist. Diese Mixtur vermische ich mit einem Doppelstabmixer (wie ihn Verputzer und Gipser zum Anrühren benutzen) sodaß eine einheitlich braune Masse entsteht. Dann gebe ich noch Kartonageschnipsel und Eierschalenkalk hinzu wenn die Masse zu naß ist, oder Wasser wenn sie zu trocken ist. Die Feuchteprüfung erfolgt mittels Faustprobe.
Diese Masse wiege ich dann für jede Wurmbox ab (derzeit 3 kg/Box)und drücke sie durch ein Streckmetallsieb in die Wurmbox. Letzteres hat den Vorteil, daß die Masse nicht in großen Klumpen, sondern in Klümpchen mit entsprechend viel Luftzwischenraum auf das alte Substrat fällt. Ganz zum Schluß riesele ich noch eine leichte Brise meines selbst kreierten MineralMix flächendeckend über die Oberfläche. Diese weiße Deckschicht hat den Vorteil, daß ich direkt sehe wann das Futter komplett druchwühlt ist. Da die Jungs das Futter erst von unten her bearbeiten, gehe ich schlichtweg davon aus daß sie mehr oder weniger damit durch sind, wenn sie nur noch auf der Oberfläche des ehemaligen Futters aktiv sind. Das stimmt mit Sicherheit nicht ganz, aber es macht auch nix wenn in der alten Futterschicht noch Nährstoffe verbleiben, denn die Jungs verlassen diese Schicht ja nicht alle. Für die Nachzügler und die erst geschlüpften Kameraden ist dann immer noch genug Nahrung in den unteren Schichten zu finden. Bei erfolgter Fütterung, die ich nicht partiell sondern flächendeckend durchführe, ist in der ersten Woche kein einziger Wurm an der Oberfläche zu sehen. Erst nach über einer Woche tauchen sie nach und nach wieder an der Oberfläche auf. Das hat aber nicht nur mit der Bearbeitung der Futterschicht von unten zu tun, sondern auch mit dem Effekt das die futtervorbereitenden Mikroorganismen auch erst mal den Weg nach oben finden müssen, und dort auch einige Zeit an Vorlauf für die Futteraufbereitung benötigen!
Momentan habe ich ein Fütterungsintervall von ca. 14 Tagen bis zu drei Wochen. Je nachdem wie fleißig die Jungs die Oberfläche besiedelt haben. Kontrollen erfolgen in zwei- bis dreitägigen Intervallen.
Aber so präzise und exakt füttere ich erst seit Anfang diesen Jahres. Jeder Zugabe und Entnahmevorgang wird auch protokolliert, damit ich am Ende anhand der Protokolle meine Fütterungsstrategie anpassen kann.
Ich hoffe ich konnte damit Deine Frage annähernd beantworten. Aber es antworten Dir bestimmt noch ein paar andere Mitglieder, die das eventuell anders machen.
Gruß
Flomax
* Extra für Werner hervorgehoben!!!
Es freut* mich zu lesen, daß Dich die Würmer immer mehr interessieren! Aber ansatzweise war das schon aus Deinem ersten Beitrag zu erlesen! :-)
Super interessanter Link. Den werde ich mir heute Abend mal in aller Ruhe zu Gemüte führen.
Deine Frage, wie man merkt daß nicht mehr genug "Futter" in der Wurmfarm ist, ist nicht so leicht zu beantworten. Man merkt es eben nicht eindeutig!Die Würmer verhalten sich, zumindest bei mir, nicht anders.
Ich persönlich beobachte die Oberfläche wie sie sich vom Fütterungstag an nach und nach verändert. Als Indikator gebe ich auf das Hauptfutter immer noch Salat-, Kohl oder sonstige Gemüseblätter. Nicht am Stück, aber auch nicht so klein. Anhand des Verrottungsgrades dieser "Indikatorblätter" und anhand des durchwühlten Grundfutters entscheide ich über eine Futterzufuhr. Ich füttere als Grundfutter 1/3 Gemüseabfälle aus dem Vorsammeleimer, 1/3 Kaffesatz und 1/3 heissgerotteter Kaninchenmist. Diese Mixtur vermische ich mit einem Doppelstabmixer (wie ihn Verputzer und Gipser zum Anrühren benutzen) sodaß eine einheitlich braune Masse entsteht. Dann gebe ich noch Kartonageschnipsel und Eierschalenkalk hinzu wenn die Masse zu naß ist, oder Wasser wenn sie zu trocken ist. Die Feuchteprüfung erfolgt mittels Faustprobe.
Diese Masse wiege ich dann für jede Wurmbox ab (derzeit 3 kg/Box)und drücke sie durch ein Streckmetallsieb in die Wurmbox. Letzteres hat den Vorteil, daß die Masse nicht in großen Klumpen, sondern in Klümpchen mit entsprechend viel Luftzwischenraum auf das alte Substrat fällt. Ganz zum Schluß riesele ich noch eine leichte Brise meines selbst kreierten MineralMix flächendeckend über die Oberfläche. Diese weiße Deckschicht hat den Vorteil, daß ich direkt sehe wann das Futter komplett druchwühlt ist. Da die Jungs das Futter erst von unten her bearbeiten, gehe ich schlichtweg davon aus daß sie mehr oder weniger damit durch sind, wenn sie nur noch auf der Oberfläche des ehemaligen Futters aktiv sind. Das stimmt mit Sicherheit nicht ganz, aber es macht auch nix wenn in der alten Futterschicht noch Nährstoffe verbleiben, denn die Jungs verlassen diese Schicht ja nicht alle. Für die Nachzügler und die erst geschlüpften Kameraden ist dann immer noch genug Nahrung in den unteren Schichten zu finden. Bei erfolgter Fütterung, die ich nicht partiell sondern flächendeckend durchführe, ist in der ersten Woche kein einziger Wurm an der Oberfläche zu sehen. Erst nach über einer Woche tauchen sie nach und nach wieder an der Oberfläche auf. Das hat aber nicht nur mit der Bearbeitung der Futterschicht von unten zu tun, sondern auch mit dem Effekt das die futtervorbereitenden Mikroorganismen auch erst mal den Weg nach oben finden müssen, und dort auch einige Zeit an Vorlauf für die Futteraufbereitung benötigen!
Momentan habe ich ein Fütterungsintervall von ca. 14 Tagen bis zu drei Wochen. Je nachdem wie fleißig die Jungs die Oberfläche besiedelt haben. Kontrollen erfolgen in zwei- bis dreitägigen Intervallen.
Aber so präzise und exakt füttere ich erst seit Anfang diesen Jahres. Jeder Zugabe und Entnahmevorgang wird auch protokolliert, damit ich am Ende anhand der Protokolle meine Fütterungsstrategie anpassen kann.
Ich hoffe ich konnte damit Deine Frage annähernd beantworten. Aber es antworten Dir bestimmt noch ein paar andere Mitglieder, die das eventuell anders machen.
Gruß
Flomax
* Extra für Werner hervorgehoben!!!

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Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung

Ein großer erwachsener Dendrobaena wiegt zwischen 1,2 und 1,5 gram.
Die fetida sind deutlich kleiner mit 0,4- 0,6
Der weltweit wohl bekannteste Vermiculture Experte ist Clive Edwards, dessen Texte ich sehr gut finde da diese sich oft auch direkt auf die Wurm Industrie und nicht nur auf die Würmer beziehen.
Wenn es nur um die Würmer geht ist Prof. Dr. Erhard Christian in Wien ein guter Ansprechspartner.
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Hallo myavni,
Auch ich entscheide über die futterintervalle rein nach gefühl und optik. Ein blick in die box gibt ausreichend aufschlüsse über den futterzustand. Im hinterkopf weiß man wann die letzte fütterung war, man weiß wie lange das neue futter brauch um wurmfutter zu werden und so kommt man schnell zu einem ergebnis. Einen festen fütterungsplan gibt es nicht, mal sind es 3 futtergaben in der woche, mal ist es eine in 14 tagen.
Diese erfahrung stellt sich eigentlich recht schnell ein und hat mich bisher zuverlässig durch das erste wurmjahr gebracht.
Kiko
Auch ich entscheide über die futterintervalle rein nach gefühl und optik. Ein blick in die box gibt ausreichend aufschlüsse über den futterzustand. Im hinterkopf weiß man wann die letzte fütterung war, man weiß wie lange das neue futter brauch um wurmfutter zu werden und so kommt man schnell zu einem ergebnis. Einen festen fütterungsplan gibt es nicht, mal sind es 3 futtergaben in der woche, mal ist es eine in 14 tagen.
Diese erfahrung stellt sich eigentlich recht schnell ein und hat mich bisher zuverlässig durch das erste wurmjahr gebracht.
Kiko